- Jasmin Véron
Welpenratgeber "Von Anfang an" - Teil 1: Vor dem Welpenkauf
In diesem Blog könnt ihr mich auf dem Weg mit meinem Welpen begleiten. Ich gebe euch Tipps rundum die Auswahl des richtigen Welpen, wie ich mich vorbereitet habe und zeige euch, wie mein Welpe bei mir aufwächst. Außerdem berichte ich von den Erfahrungen und häufigen Fehlern der Welpenhalter, die zu mir ins Training kommen.

Ein Hund in sein Leben zu holen, ist eine große Bereicherung. Hunde sind die besten Freunde des Menschen, sie verbreiten Liebe, Glück und gute Laune.
Bedenke aber auch, dass ein Hund eine große Verantwortung ist. Manche Rassen fordern mehr, andere weniger. Bei der Auswahl des richtigen Welpen passiert vielen Hundehaltern schon der erste Fehler. Häufige Probleme entstehen, weil der Charakter und die Anlagen des Hundes nicht zum Lebensstil des Menschen passen.
Es gibt viele Wege, einen Welpen zu bekommen - Vom Züchter, im Internet oder Tierschutz.
Auch da kann man einiges falsch machen.
Im Folgenden möchte ich dir zeigen, worauf du achten und was du vermeiden solltest, wenn du dich für einen bestimmten Hund entscheidest.
Auswahl der richtigen Rasse
Zuerst solltest du dir Gedanken machen, was du mit deinem Hund machen möchtest und wie viel Zeit du pro Tag und Woche tatsächlich für einen Hund einplanen kannst. Jeder Hund, egal welche Größe oder Rasse, möchte täglich circa eine Stunde spazieren geführt werden, idealerweise auf 2-3 Spaziergänge verteilt. Wähle die Rasse bitte nicht rein nach optischen Kriterien aus! Achte darauf, ob du dem Bedürfnis an Bewegung und geistiger Beschäftigung nachkommen kannst! Arbeitsrassen der Rubriken Hüte- und Treibhunde und die Jagdhunde möchten eine sinnvolle Arbeit ausführen. Das heißt mit einem für Arbeit gezüchteten Hund musst du einer passenden Beschäftigung (Mantrailing, Dummyarbeit, Obedience, Agility o.ä.) nachgehen. Machst du das nicht, wird die Energie des Hundes auf andere Weise zum Vorschein kommen. Meistens äußert sich das durch Probleme an der Leine, Zerstörungswut oder anderem unerwünschten Verhalten. Arbeitshunde bringen ein hohes Maß an Energie mit. Je nach dem, was für ein Mensch du bist, ist diese Energie Fluch oder Segen. Hast du eine Rasse gefunden, die dich anspricht? Dann informiere dich im Internet oder bei einem Züchter genau darüber. Viele Züchter freuen sich über Interessenten an ihrer Rasse, meistens können die Elterntiere unverbindlich kennengelernt werden. So kannst du die Rasse einmal persönlich kennenlernen und dich mit jemandem austauschen, der die Rasse gut kennt.
In Vorarlberg sind Welpen vom Bauernhof häufig. Meist sind das Border Collie - Appenzeller Mischungen. Appenzeller haben ein hohes Laufbedürfnis, Border Collies möchten geistig ausgelastet werden. Eine Mischung mit ordentlich Power, die gut überlegt sein sollte.
Auswahl des richtigen Züchters
Bei vielen als Familienhunde beliebten Arbeitsrassen wie Labrador, Golden Retriever, Border Collie, Schäferhunde wird die Zucht in die Show- und die Arbeitslinie getrennt. Hunde aus der Showlinie werden meistens als weniger anspruchsvoll und ruhiger vermittelt. Meistens stimmt das auch. Hunde aus der Arbeitslinie sollen robust, gesund sowie arbeitswillig sein und einen stabilen Charakter haben. Hunde aus der Showlinie sollen in erster Linie gut ausschauen. Die Gesundheit und Stresstoleranz rückt dabei oft in den Hintergrund. Viele Hunde aus Showlinien sind stress- und krankheitsanfälliger als Hunde aus der Arbeitslinie. Hier ist der Punkt, wo du aufpassen solltest: Suche dir einen seriösen Züchter! Es gibt durchaus Züchter, die in ihrer Zucht sowohl auf schönes Aussehen, als auch auf Gesundheit und Wesensstärke sehr viel Wert legen. Heutzutage gibt es die Möglichkeit, die Genetik auf mögliche Erbkrankheiten zu untersuchen. Hunde mit "kranker" Genetik, sowie sehr stressanfällige Hunde sollten von der Zucht ausgeschlossen werden.
Frage den Züchter nach dem Gesundheitszustand und möglichen Erbkrankheiten der Elterntiere. Bekommst du keine eindeutige Antwort, schaue dich nach einem anderen Züchter um!
Wissenswert:
Ist das Verhalten der Zuchthündin auffällig und unruhig, überträgt sich dieses Verhalten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf die Welpen. Verlässt die Hundemutter die Welpen sehr häufig und über längere Zeit, kann das bei den Welpen im späteren Leben eher Trennungsstress auslösen (der Hund kann nicht alleine bleiben).
In manchen Zuchtstätten geht es sehr turbulent zu, wenn mehrere erwachsene Hunde und mehrere Würfe gleichzeitig zusammen leben. Da können dann schon mal dreißig Hunde und mehr zusammen kommen. Welpen aus einer so großen Zuchtstätte bringen meist ein viel höheres Erregungslevel mit ins neue Zuhause. Dass Stress entsteht, ist ja auch verständlich bei so vielen Hunden auf einem Fleck.
Oftmals werden Welpen in einem Stall oder Schuppen gehalten und aufgezogen. Diese Welpen wachsen sehr reizarm auf, sind stressanfälliger und entwickeln eher Verhaltensauffälligkeiten. Die Sozialisierungsphase auf Umweltreize endet bei Welpen mit circa 16 Wochen. Verbringt der Welpe die gesamte Sozialisierungsphase in derart reizarmer Umgebung, ist die Wahrscheinlichkeit Ängste zu entwickeln sehr hoch (Neophobie= Angst vor Neuem). Im neuen Zuhause sind sie mit einer Vielzahl an neuen Reizen konfrontiert und manchmal überfordert und verängstigt. Idealerweise dürfen Welpen in der Familie mit Haus und Garten aufwachsen. So lernen sie alltägliche Gegenstände wie Fernseher, Haushaltsgeräte und mehr kennen.
Viele gute Züchter lassen die Welpenkäufer ihre Welpen nicht selber aussuchen. Der Züchter informiert sich darüber, was mit dem Hund gemacht wird und wie die persönlichen Vorstellungen sind. Ein guter Züchter kennt seine Welpen und sucht das richtige Temperament für die zukünftigen Hundebesitzer aus.
Der ideale Zeitpunkt zur Abgabe ans neue Zuhause ist mit circa 9 Wochen. Eine spätere Abgabe ist nicht sinnvoll. Mit 12 Wochen ist die soziale Sozialisierungsphase abgeschlossen. Idealerweise sollte der Welpe davor schon Kontakt mit seiner neuen Familie und dem neuen Zuhause haben.
Wie du Vermehrer erkennst
Leider findet immer noch illegaler Welpenhandel statt. Diese Welpen stammen oft aus Osteuropa und wachsen unter miserablen Bedingungen auf. Wenn sie in ihr neues Zuhause kommen, brauchen sie erst einmal Behandlungen durch einen Tierarzt. Giardien und andere Parasiten sind bei Welpen aus Vermehrerstätten sehr häufig. Lerne deinen Züchter kennen, dann kann es dir nicht passieren, einen kranken Vermehrerwelpen zu erwischen.
So erkennst du unseriöse Welpenhändler:
Wenn die Mutterhündin nicht beim Welpenverkäufer zuhause ist, wäre ich skeptisch. Die Gründe, warum die Mutterhündin nicht vor Ort sei, sind oft sehr kreativ erdacht.
Wenn der Züchter nicht möchte, dass du vorbei kommst oder er dir den Vorschlag macht, er würde dir den Welpen vorbei bringen. Das ist verdächtig!
Online-Inserate, bei denen du den Vorschlag bekommst, der Welpe werde dir zugeschickt.
Züchter, die deine Fragen nicht beantworten können oder möchten, sind meist unseriös.
Kleine Rassen sind bei Welpenhändlern sehr beliebt. Klar - kleine Hunde lassen sich besser stapeln.
Angebote, die du auf der Straße bekommst, niemals annehmen!
Du denkst jetzt womöglich, diese Zeichen seien offensichtlich. Ich bekomme aber immer wieder Hundehalter, die trotz dieser Anzeichen, einen Welpen gekauft haben. Diese Welpen bringen Krankheiten, Parasiten und Problemverhalten mit. Leider sind oft ältere, gutgläubige Menschen deren Opfer.
Bitte unterstützt euere älteren Verwandten beim Welpenkauf!
"Adopt don't shop" - Hunde aus dem Ausland
"Adopt don't shop!" - nach diesem Motto werden immer mehr Hunde aus dem Ausland (meist Rumänien, Griechenland oder Spanien) zu uns gebracht. Es scheint ein neuer Trend geworden zu sein.
Ich habe sehr viele Straßenhunde bei mir im Training und habe sehr unterschiedliche Erfahrungen mit ihnen gemacht.
Sie sind eine Überraschung. Es ist schwierig vorherzusagen, wie sich der Welpe entwickelt. Ich kenne Fälle, in denen es einfach war, den kleinen Straßenwelpen zu erziehen und ich kenne Fälle, bei denen es gar nicht gut funktioniert hat. Das hängt vermutlich auch sehr stark davon ab, wie der Charakter und die Vorstellungen des Besitzers sind.
Wenn du fixe Vorstellungen für deinen zukünftigen Begleiter hast, ist es besser, wenn du dir einen Welpen vom Züchter suchst.
Welpen, die auf der Straße geboren werden, landen, wenn sie Glück haben, in einem Tierheim. Teilweise werde sie sogar brutal eingefangen und verletzt. Von dort werden sie durch Tierschutzorganisationen versorgt und zu uns gebracht. Die ersten 12 Lebenswochen haben einen extrem großen Einfluss auf den späteren Charakter und das Verhalten. Viele Straßenwelpen machen bereits in dieser Zeit unangenehme oder gar keine Erfahrungen mit Menschen.
Oft bekommen die Welpen aufgrund ihrer Parasiten starke Medikamente, was sich auf den Darm und somit auf die Stresstoleranz auswirkt. Dann müssen sie lange Transportwege in Autos und teils Flugzeugen überstehen.
Und das passiert alles in dieser enorm prägenden Zeit.
Ist der Straßenwelpe dann endlich im neuen Zuhause angekommen, braucht er erstmal Zeit, Unterstützung für die Darmflora und jede Menge Ruhe.
Wenn die Hunde im Welpenalter zu uns kommen, haben sie relativ gute Chancen auf ein normales Hundeleben.
Je älter der Hund ist und je länger er auf der Straße gelebt hat, desto schwieriger wird es.
Du hast dich für ein Überraschungspaket aus dem Ausland entschieden? Such dir einen seriösen Tierschutzverein! Auch da gibt es unseriöse Händler, die das Mitleid mancher Menschen ausnutzen und einen kranken Hund vermitteln.
Es muss dir bewusst sein, dass in einem Straßenhund sämtliche Rassen vertreten sein können (häufig Herdenschutzhunde). Eventuell bringt der Hund unerwünschte Charaktereigenschaften mit. Außerdem brauchen Straßenwelpen in vielen alltäglichen Situationen mehr Zeit als Züchterwelpen.
Aber auch ein Straßenhund wird zu deinem treuen Begleiter und Freund.
Wie ich zu meinem Welpen gekommen bin
Der Wunsch nach einem zweiten Hund für mich und Lucy begleitet mich nun schon ziemlich lange. Lucy war im Umgang mit anderen Hunden oft unsicher. Stürmische Hunde machten ihr Angst. Vermutlich weil sie im Welpen- und Junghundealter dreimal von unangeleinten, großen Hunden überfallen wurde.
Zwischendurch gab es aber immer wieder mal sensible Hunde, mit denen sich Lucy gut verstanden und sogar gespielt hat.
Mit den Jahren wurde sie immer selbstbewusster, sie hatte auch gelernt, dass Junghunde mehr Respekt vor ihr haben, als sie es selbst gedacht hätte. Auch mit unseren Katzen hat die Zusammenführung gut geklappt.
Jetzt ist Lucy 6 Jahre alt und ich denke, bereit für eine neue Mitbewohnerin.
Gedanken zur Rasse:
Es sollte auf jeden Fall ein arbeitsfreudiger, sensibler Hund werden. Zuerst dachte ich über einen Hütehund (Australian Shepherd oder Collie) nach.
Im Frühjahr 2022 entdeckte ich die Dummyarbeit für Lucy und mich. Wir waren begeistert, es machte uns beiden riesig Spaß. Da wusste ich, dass ich mit meinem Zweithund Dummyarbeit machen möchte und dachte an einen Retriever.
Die beliebtesten Retriever sind Labrador und Golden Retriever, ich hatte schon viele von ihnen in meinen Kursen kennengelernt (allerdings nur Showlinie). Die typischen Labbis oder Goldis, die ich kenne, sind eher tollpatschig, also nicht das, was ich mir für meine sensible Lucy gewünscht hatte. So kam ich auf den eher seltenen Nova Scotia Duck Tolling Retriever.
Ich suchte nach Berichten und Rassebeschreibungen im Internet. Es war genau das, was ich mir gewünscht habe. Sensibel, arbeitsfreudig, für Dummy geeignet und gerne in der Natur. Ich will einen Toller!
Auswahl des Züchters:
Ein Toller soll es werden. Ich machte mich auf die Suche nach einem Züchter. In Vorarlberg gibt es keinen Toller-Züchter, also sah ich mich im grenznahen Deutschland um. Ich fand die Züchterliste auf der Website des DRC (Deutscher Retriever Club) und schrieb sympathische Züchter an. Es stellte sich als ziemlich schwierig heraus, einen Wurf zu finden. Entweder waren keine Würfe geplant oder die Warteliste schon zu lange.
So schnell gab ich nicht auf. Ich durchsuchte die Züchterliste des ÖRC (Österreichischer Retrieverclub). Es gibt in ganz Österreich nur fünf Züchter für Nova Scotia Duck Tolling Retriever. Ich schrieb an eine Züchterin in Neulengbach (nahe Wien), die einen Wurf für 2022 geplant hatte. Endlich gab es einen Erfolg. Bei einem Telefonat, riet sie mir den zukünftigen Vater der geplanten Welpen kennenzulernen. Er wohnte in der Nähe von München, also nicht sehr weit entfernt von mir.
Der Rüde Xarre ist ein echter Prachtkerl. Er wird von einer jungen Jägerin jagdlich geführt, für Apportierarbeit und die Nachsuche eingesetzt. Außerdem sind sie ebenfalls Dummy begeistert.
Nach dem Kennenlernen mit Xarre, telefonierte ich nochmals mit der Züchterin. Sie fragte mich: "Und? Willst du einen Toller?" Über diese Antwort musste ich nicht lange nachdenken.
Schließlich fand ich ein Wochenende, um nach Niederösterreich zu fahren. Da durfte ich die Züchterin, ihre beiden Toller-Hündinnen und deren Zuhause kennenlernen.
Nun sind die Welpen auf der Welt. Quiekend und schmatzend kann man ihnen beim Wachsen zusehen. Wir haben eine Whatsappgruppe, wo wir täglich süße Videos und Infos erhalten.
Ich hatte großes Glück, so eine liebe Züchterin zu finden. Das ist nicht selbstverständlich. Die Welpen sind ihr Lebensmittelpunkt. So wie die Tiere es auch für mich sind.
Ich kann es kaum erwarten. In wenigen Wochen zieht ein kleiner Knödel bei uns ein