- Jasmin Véron
Welpenratgeber "Von Anfang an"- Teil 4: Eingewöhnungsphase, Schlaf
In diesem Blog könnt ihr mich auf dem Weg mit meinem Welpen begleiten.
Ich gebe euch Tipps rundum die Auswahl des richtigen Welpen,
wie ich mich vorbereitet habe und zeige euch,
wie mein Welpe bei mir aufwächst.
Außerdem berichte ich von den Erfahrungen und häufigen Fehlern der Welpenhalter,
die zu mir ins Training kommen.

Unsere Tonka ist nun 11 Wochen alt und seit zwei Wochen wohnt sie bei uns.
In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, wie ihr die Eingewöhnungszeit am besten gestaltet.
Eingewöhnung
Vor zwei Wochen ist der Wechsel ins neue Zuhause gewesen.
Hier ist alles fremd, keine Mama und keine Geschwister mehr.
Lauter neue Gerüche und neue Mitbewohner. Diese Umstellung ist für den kleinen Welpen sehr stressend. Er braucht unbedingt Zeit, um das neue Zuhause kennenzulernen.
Erst wenn sich der Welpe zuhause schon beruhigen kann und sich wieder sicher und mutig fühlt, kann man erste kleine Ausflüge mit ihm machen.
Am besten man bleibt die ersten zwei Wochen mit dem Welpen zuhause und macht nur kleine Ausflüge in den Garten und eventuell in die Umgebung rundum das Zuhause.
Man sollte in der Anfangszeit am besten auch noch keinen Besuch empfangen,
der Trubel kann den ohnehin schon gestressten Welpen schnell überfordern und schon ist die Klingel und die Haustüre negativ verknüpft.
Ich bin mit Tonka die erste Woche nur zuhause und im Garten gewesen.
Nach einer Woche habe ich sie in einen Rucksack vor meinen Bauch gepackt und habe sie mit auf einen kleinen Spaziergang mit Lucy genommen.
Sie durfte die Umgebung in Sicherheit kennenlernen.
Viele Welpen sind von der neuen Umgebung, den Geräuschen und Gerüchen zuerst überwältigt und bleiben wie angewurzelt stehen, manche beginnen sogar zu zittern.
Wenn der Welpe getragen wird, macht er diese unangenehme Erfahrung nicht.
Er kann die Geräusche und Gerüche mit Körperkontakt zu dir und in Sicherheit kennenlernen.
Besonders für sensible und reaktive Hunde ist das sehr von Vorteil.


Schlafen
In der Eingewöhnungszeit habe ich mein Hauptaugenmerk auf die Schlafphasen gelegt.
Schlafen ist eines der wichtigsten Grundbedürfnisse, das sehr häufig unterschätzt wird. Dein Welpe sollte 17-20 von 24 Stunden schlafen.
Natürlich nicht am Stück, die Schlafphasen sollten über den ganzen Tag verteilt sein. Schlafmangel führt zu Konzentrationsschwächen, überdrehtem Verhalten und über einen langen Zeitraum zu Schwächen im Immunsystem und in der Verdauung.
Außerdem verarbeitet der Welpe die Eindrücke des Alltags im Schlaf und auch wachsen kann er am besten während er schläft.
Bei uns gibt es ein Vormittagschläfchen, ein Mittagschläfchen, ein Nachmittagschläfchen und ein großes Schläfchen in der Nacht.
Rassen, die für eine Arbeit gezüchtet sind, schlafen nicht von selbst 17 Stunden täglich.
Ein Hütehund soll den ganzen Tag die Herde hüten, ein Wachhund soll den ganzen Tag auf den Hof aufpassen usw. und nicht den ganzen Tag verschlafen.
Schlafmangel verringert die Lebenserwartung.
Früher war das den Menschen wohl eher egal oder sie wussten es nicht.
Heutzutage möchten wir unsere Hunde aber so lange wie möglich bei uns haben und, dass sie lange gesund bleiben. Arbeitshunde (aber auch die anderen Rassen) müssen das Schlafen also unbedingt lernen.
Hier ein paar Tipps, wie dein Welpe mehr schläft:
Routine: Regelmäßigkeiten im Alltag helfen deinem Welpen zur Ruhe zu kommen. Richte dich dabei an der natürlichen Aktivität deines Welpen. Die meisten Hunde sind am Morgen und am Abend am aktivsten. Da solltest du also keine Schlafphase, sondern eine Aktivität planen. Wenn du fixe Schlafzeiten hast, wird dein Welpe zu diesen Zeiten auch müde werden. Aktivität und Ruhe sollte sich dabei immer abwechseln.
Rückzugsort schaffen: Dein Welpe sollte idealerweise immer den gleichen Schlafplatz haben (zB. die Box oder ein Ruhezimmer). Es gibt aber auch Welpen, die lieber selbst entscheiden, wo sie schlafen möchten. Wenn er sich dabei entspannt, ist das auch in Ordnung. Wie dein Welpe da tickt, musst du am besten selbst herausfinden. Tonka braucht die Hilfe eines Rückzugsort, dafür haben wir das Ruhezimmer (Welpenratgeber Teil 2). Wenn sie einmal rastlos ist, lege ich sie in ihr Bettchen im Ruhezimmer und sie schläft ein. Von Vorteil ist es, wenn es am Ruheort dunkel ist (dunkles Zimmer, dunkle Box). Schlaf bei Dunkelheit ist tiefer und erholsamer.
Verhindere eine Reizüberflutung: Oft meint man es zu gut mit den Spielsachen und Beschäftigungsmöglichkeiten für den Welpen. Sie hindern ihn aber beim Schlafen und lenken ab. Wenn dein Welpe schlafen soll, ist es besser die Spielsachen (bis auf ein Kuscheltier) wegzuräumen. Wenn dein Welpe schlafen soll, solltest du auch nicht unruhig durch die Wohnung laufen, das macht den Welpen nervös.
Höre auf mit „Auspowern“: Gerade bei sehr aktiven Welpen hat man oft das Gefühl, der Welpe muss ausgepowert werden, damit er endlich müde und erschöpft ist. Meistens wird das mit Ballspielen (werfen, bringen) versucht. Bei diesem Hetzspiel werden Dopamin und Adrenalin ausgeschüttet. Beides sind Hormone, die den Körper pushen und aktiv machen. Sie hindern den Welpen aber beim schlafen. Diese Hormone halten wach und bringen deinen Welpen in eine dauerhafte Erwartungshaltung. Ruhige Spaziergänge oder Schnüffelspiele sind eine bessere Beschäftigung.
Entspannung fördern: Kauen, Schlecken und Schnüffeln aktivieren den Parasympathikus. Das ist der Teil im Nervensystem, der Entspannung auslöst und die Verdauung ankurbelt. Vor einer Schlafphase ist es hilfreich deinen Hund zu entspannen. Du kannst einen Schnüffelteppich mit Leckerlis oder Trockenfutter befüllen, einen Kong, Schleckmatte oder Ähnliches befüllen und den Welpen schlecken lassen oder ihm eine Kaustange zum Kauen geben.
Körperkontakt: Das Bindungshormon Oxytocin ist der beste Gegenspieler der Stresshormone. Welpen würden, während sie schlafen, mit ihren Geschwistern kuscheln. Dein Welpe braucht so viel Körperkontakt, wie du ihm geben kannst. Aus diesem Grund darf mein kleiner Welpe nachts bei mir im Bett schlafen, zumindest solange, wie sie diesen Körperkontakt braucht. So hat es bei uns geklappt, dass Tonka bereits ab Nacht 5 durchgeschlafen hat. Kuscheln, streicheln und sanfte Massagen helfen deinem Hund enorm sich zu entspannen, einzuschlafen und tief zu schlafen. Vielleicht kannst du ein paar alte Socken oder Hausschuhe für deinen Welpen „opfern“. Dein Geruch wird deinem Welpen helfen, sich zu entspannen. Socken sind außerdem billiger als Hundespielzeug und der Welpe findet sie genauso toll.
Wenn dein Hund ausgeschlafen ist, wird er viel aufnahmefähiger sein und seinen Kopf klarer verwenden können. Stell dir vor, wie es dir geht, wenn du schlecht geschlafen hast. Du kannst dich nicht konzentrieren, du bist launisch und weniger belastbar. Genauso geht es auch deinem Hund.
Schlafen ist also das allererste, was dein Hund lernen muss!!!

Welpe und Katzen
Unser Seniorkater Puma ist circa 13 Jahre alt. Er hat bereits Lucy als Welpe mit erlebt, sie erzogen und mit ihr gespielt.
Puma hat sich von Tonka nicht beeindrucken lassen.
Er hat eine beeindruckende Ausstrahlung.
Sie hatte von Anfang an ziemlichen Respekt und hat sich ihm nur unterwürfig genähert. Mit Puma lief es von Anfang an sehr gut.
Die zwei jüngeren Katzen Momo und Mio (1,5 Jahre) sind noch ein bisschen quirliger und rennen weg, wenn sich Tonka nähert.
Das motiviert natürlich zum hinterher rennen.
Die Katzen haben allerdings genügend Fluchtmögllichkeiten und erhöhte Plätze, wo sie in Sicherheit sind. Deshalb sind erhöhte Liegeplätze und eine Katzenklappe sehr sinnvoll, wenn ein Welpe und Katzen zusammen leben.
Im Garten und auf der Wiese, wo genügend Platz ist, hat das Kennenlernen mit Tonka, Mio und Momo sehr gut geklappt.
Momo ist sehr neugierig und sozial und sogar das schüchterne Fräulein Mio, um das ich mir zuerst Sorgen gemacht habe, hat schon mit Tonka gespielt.
Tonka erschreckt und hetzt die zwei zwar immer wieder mal, ich kann sie aber (wenn ich schnell genug bin) abbremsen, indem ich sie an der Brust festhalte und beruhige. Für Tonka ist das natürlich frustrierend, aber es wird mit jedem Mal besser.
Wenn Tonka die Katzen vorbei laufen lässt, ohne zu hetzen, lobe ich sie ruhig oder gebe ihr ein Leckerli.
Unsere Katzen begleiten uns auf den Spaziergang, das stärkt die Bindung in der Gruppe enorm.
Senior Puma ist der Chef.

Erstes Training
Lass deinem Welpen ausreichend Zeit, im neuen Zuhause anzukommen.
So effizient wie im Welpenalter wird dein Hund aber nie wieder lernen.
Deshalb sollte diese Zeit nicht ungenutzt bleiben.
Die Eingewöhnungsphase kann man am besten dazu nutzen, die Körperpflege kennen zu lernen.
Der Welpe soll lernen, sich überall anfassen zu lassen und kleine Strapazen über sich ergehen lassen. Das alles soll den Welpen nicht stressen.
Ich habe für Tonka einen Kong mit Nassfutter gefüllt und ihr diesen angeboten. Während sie mit schlecken beschäftigt war, habe ich sie mit einer weichen Bürste sanft gebürstet, habe ihr in die Ohren geschaut, die Pfoten festgehalten und die Zehen gespreizt.
Das Schlecken wirkt entspannend und Tonka verknüpft die Berührungen mit etwas Positivem.
Hin und wieder hat sie mal geschaut, was ich da so mache und hat die Bürste beknabbert.
Sie hat aber schnell das Interesse daran verloren und hat am Kong weiter geschleckt. Ich hatte das Gefühl, dass sie das bürsten sogar angenehm gefunden hat.
Wenn dein Welpe zappelt, während du die Pfoten festhältst, solltest du die Pfote erst dann loslassen, wenn der Welpe aufhört zu zappeln. Sonst lernt er: „Wenn ich zapple, dann lässt sie mich in Ruhe.“
Idealerweise hältst du die Pfote am Anfang aber nur so kurz fest, dass dein Welpe noch nicht zappelt und belohnst ihn anschließend sofort.
Wenn du ihn nämlich jedes Mal festhalten musst, während er zappelt, verknüpft der Welpe die Körperpflege negativ und hat keine Lust mehr drauf.
Mach aus der Körperpflege ein „Social Grooming“, also eine soziale Fellpflege, wie es Hunde mit Bindung zueinander machen würden.
Die Zähne und den Mund schaue ich mir während der Schnauzenzärtlichkeit an.
Tonka lässt mich bereits in den Mund und an die Zähne fassen.
Auch das Pfotenwaschen in der Dusche haben wir schon geübt.
Am besten geht das zu zweit. Einer wäscht die Pfoten und einer belohnt den Hund währenddessen.
Besonders für Langhaarhunde ist diese Gewöhnung sehr wichtig.
Ich habe Tonka außerdem immer wieder mal das Brustgeschirr angezogen und sie es beim Spielen oder im Garten tragen lassen.
So gewöhnt sie sich langsam daran.
Bei Welpen ist es besser, wenn du ein Brustgeschirr und noch kein Halsband verwendest.
Welpen springen und hopsen herum, Druck am Hals ist unangenehm und kann auf Dauer eine Kehlkopfentzündung verursachen.
Da darfst du gerne mal den Selbstversuch machen und dir auf den Kehlkopf drücken. Nach kürzester Zeit bekommt man Schluckbeschwerden, die wir dem Welpen ganz einfach ersparen können.
Mach dir keinen Stress mit deinem Welpen. Genießt die Zeit miteinander, lerne deinen Welpen kennen und wie du ihn am besten entspannen kannst. Es gibt Tage, da läuft alles rund und dann gibt es Tage, da geht es drunter und drüber. Das ist ganz normal.
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